Taunus Zeitung vom 20.12.2001

Durch den Nordosten Indiens


Von Janine Stavenow 

Oberursel. Schon mal Tee mit frischer Yak-Milch getrunken? Oder vielleicht hochprozentiges tibetisches Hirse-Bier durch einen Bambusstrohhalm gekostet? Die meisten werden wohl als Antwort auf diese Fragen den Kopf schütteln. Ganz im Gegensatz zu Sabine Riese und Heiko Klein. Denn diese beiden haben erlebt, was nur wenigen vergönnt ist. Vier Wochen lang– von Mitte Mai bis Mitte Juni– war das Oberurseler Paar im wenig bereisten Nordosten Indiens unterwegs. Nun haben sie ihre Erlebnisse in Buchform veröffentlicht. 

„Trekking in Sikkim und Darjeeling“ heißt das Werk, das ab sofort in Buchläden erhältlich ist. Im Buch berichten die Germanistin und der Informatiker über das Teeanbaugebiet Darjeeling und das ehemalige Königreich Sikkim. „Schon als Kind war ich ein absoluter Indienfan“, sagt Sabine Riese über den Grund ihrer Reise. „Im Frühjahr war der Zeitpunkt gekommen, einmal in das Land zu fahren.“ Sie und ihr Freund wälzten Reiseführer, studierten Karten, und suchten Ziele aus. „Wir haben uns schließlich für Darjeeling und Sikkim entschieden, weil beide Gebiete relativ sicher und überschaubar sind“, erzählt Klein.

Schon die Anreise erforderte Kondition: Flug nach Neu-Delhi, Weiterreise ebenfalls per Flugzeug nach Bagdogra und eine sechsstündige Jeepfahrt in die Berge. „Unser erstes Ziel Darjeeling liegt auf 2134Meter Höhe“, sagt Klein. Die folgenden Tage nutzten die Oberurseler, um Land und Leute kennen zu lernen, sich an die Höhe zu gewöhnen und die beiden Trekking-Touren zu planen, die sie sich vorgenommen hatten. 

Gleich die ersten Wandertage stellten das Paar auf eine harte Probe. „Das Wetter war schlecht“, erinnert sich Klein. „Es regnete, war kalt und die Berge, von denen alle so geschwärmt hatten, waren wolkenverhangen.“ Doch trotz Nässe zog es die beiden weiter. „Pro Tag wanderten wir zwischen 15 und 25 Kilometer“, sagt Riese, „und das mit jeweils etwa acht Kilogramm Gepäck auf dem Rücken.“ Neue Kraft sammelten die beiden beim Rasten in einfachen Berghütten. 

Wichtigstes Utensil für die Übernachtung: ein warmer Schlafsack. „Denn je höher wir kamen, desto kälter wurde es.“ Für etwas innere Wärme sorgten Dal, eine von den Hüttenwirten zubereitete indische Linsensuppe, sowie heißer Limonen-Tee, der schon vor Sonnenaufgang serviert wurde.

Endlich verzogen sich die Dunstwolken

Noch gut können sich die Oberurseler an den Moment erinnern, als der Dunst sich eines Morgens verzogen hatte und den Blick auf die so lang ersehnten Achttausender freigab. „Es war fünf Uhr, und uns standen Tränen in den Augen“, so Riese. Ähnlich überwältigt waren die Rucksacktouristen noch ein weiteres Mal. „Wir konnten auf dem Gipfel des Berges Dzongri in Sikkim den Sonnenaufgang erleben. Das war einmalig.“ 

Da das Wandern im Westen dieser Region nur mit einem Bergführer gestattet ist, vertrauten sich Sabine Riese und Heiko Klein dem Spezialisten Thupten an, einem Exil-Tibeter. Mit zur Expedition über Yak-Almen und Berggipfel gehörten außerdem zwei Träger und ein Koch. „Die Träger schleppten die gesamte Ausrüstung und Proviant für fünf Leute. Transportiert wurde die Last in großen Bastkörben, deren Riemen auf der Stirn getragen wurden“, sagt Riese. „Und trotz Gepäck auf dem Rücken und einfachen Badesandalen an den Füßen waren sie immer schneller als wir am Ziel.“ Für die Verpflegung war hervorragend gesorgt. „Einmal bekamen wir auf 4000Metern sogar Popcorn.“ 

In ihrem Buch berichten die Oberurseler über ihre Touren und ihre Begegnungen mit den Menschen. Zahlreiche Fotos illustrieren den Text. Weiterhin bietet das Buch Infos zu Einreiseformalitäten, Unterkünften und Verkehrsmitteln. Der Bericht ist im Selbstverlag erschienen, kann aber über Libri bestellt werden. Wer einen Blick hineinwerfen möchte, hat in den Oberurseler Buchläden „Libra“ (ehemals Rinn) und Bücherstube Gelegenheit dazu.

Das Buch „Trekking in Sikkim und Darjeeling“ kann unter der ISBN-Nummer 3-8311-2417-5 bestellt werden. Preis: 19,90 Mark (10,17 Euro).


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