Von Janine Stavenow
Oberursel. Schon mal Tee mit frischer Yak-Milch getrunken? Oder
vielleicht hochprozentiges tibetisches Hirse-Bier durch einen Bambusstrohhalm
gekostet? Die meisten werden wohl als Antwort auf diese Fragen den Kopf
schütteln. Ganz im Gegensatz zu Sabine Riese und Heiko Klein. Denn
diese beiden haben erlebt, was nur wenigen vergönnt ist. Vier Wochen
lang– von Mitte Mai bis Mitte Juni– war das Oberurseler Paar im wenig bereisten
Nordosten Indiens unterwegs. Nun haben sie ihre Erlebnisse in Buchform
veröffentlicht.
„Trekking in Sikkim und Darjeeling“ heißt das Werk, das ab sofort
in Buchläden erhältlich ist. Im Buch berichten die Germanistin
und der Informatiker über das Teeanbaugebiet Darjeeling und das ehemalige
Königreich Sikkim. „Schon als Kind war ich ein absoluter Indienfan“,
sagt Sabine Riese über den Grund ihrer Reise. „Im Frühjahr war
der Zeitpunkt gekommen, einmal in das Land zu fahren.“ Sie und ihr Freund
wälzten Reiseführer, studierten Karten, und suchten Ziele aus.
„Wir haben uns schließlich für Darjeeling und Sikkim entschieden,
weil beide Gebiete relativ sicher und überschaubar sind“, erzählt
Klein.
Schon die Anreise erforderte Kondition: Flug nach Neu-Delhi, Weiterreise
ebenfalls per Flugzeug nach Bagdogra und eine sechsstündige Jeepfahrt
in die Berge. „Unser erstes Ziel Darjeeling liegt auf 2134Meter Höhe“,
sagt Klein. Die folgenden Tage nutzten die Oberurseler, um Land und Leute
kennen zu lernen, sich an die Höhe zu gewöhnen und die beiden
Trekking-Touren zu planen, die sie sich vorgenommen hatten.
Gleich die ersten Wandertage stellten das Paar auf eine harte Probe.
„Das Wetter war schlecht“, erinnert sich Klein. „Es regnete, war kalt und
die Berge, von denen alle so geschwärmt hatten, waren wolkenverhangen.“
Doch trotz Nässe zog es die beiden weiter. „Pro Tag wanderten wir
zwischen 15 und 25 Kilometer“, sagt Riese, „und das mit jeweils etwa acht
Kilogramm Gepäck auf dem Rücken.“ Neue Kraft sammelten die beiden
beim Rasten in einfachen Berghütten.
Wichtigstes Utensil für die Übernachtung: ein warmer Schlafsack.
„Denn je höher wir kamen, desto kälter wurde es.“ Für etwas
innere Wärme sorgten Dal, eine von den Hüttenwirten zubereitete
indische Linsensuppe, sowie heißer Limonen-Tee, der schon vor Sonnenaufgang
serviert wurde.
Endlich verzogen sich die Dunstwolken
Noch gut können sich die Oberurseler an den Moment erinnern, als
der Dunst sich eines Morgens verzogen hatte und den Blick auf die so lang
ersehnten Achttausender freigab. „Es war fünf Uhr, und uns standen
Tränen in den Augen“, so Riese. Ähnlich überwältigt
waren die Rucksacktouristen noch ein weiteres Mal. „Wir konnten auf dem
Gipfel des Berges Dzongri in Sikkim den Sonnenaufgang erleben. Das war
einmalig.“
Da das Wandern im Westen dieser Region nur mit einem Bergführer
gestattet ist, vertrauten sich Sabine Riese und Heiko Klein dem Spezialisten
Thupten an, einem Exil-Tibeter. Mit zur Expedition über Yak-Almen
und Berggipfel gehörten außerdem zwei Träger und ein Koch.
„Die Träger schleppten die gesamte Ausrüstung und Proviant für
fünf Leute. Transportiert wurde die Last in großen Bastkörben,
deren Riemen auf der Stirn getragen wurden“, sagt Riese. „Und trotz Gepäck
auf dem Rücken und einfachen Badesandalen an den Füßen
waren sie immer schneller als wir am Ziel.“ Für die Verpflegung war
hervorragend gesorgt. „Einmal bekamen wir auf 4000Metern sogar Popcorn.“
In ihrem Buch berichten die Oberurseler über ihre Touren und ihre
Begegnungen mit den Menschen. Zahlreiche Fotos illustrieren den Text. Weiterhin
bietet das Buch Infos zu Einreiseformalitäten, Unterkünften und
Verkehrsmitteln. Der Bericht ist im Selbstverlag erschienen, kann aber
über Libri bestellt werden. Wer einen Blick hineinwerfen möchte,
hat in den Oberurseler Buchläden „Libra“ (ehemals Rinn) und Bücherstube
Gelegenheit dazu.
Das Buch „Trekking in Sikkim und Darjeeling“ kann unter der ISBN-Nummer
3-8311-2417-5 bestellt werden. Preis: 19,90 Mark (10,17 Euro). |